Für die Ausstellung in der Galerie im Alten Küsterhaus entwickelte Astrid Busch eine eigens auf die architektonische Situation bezogene Rauminstallation. Die Geschichte und Architektur des zweigeschossigen Baus inspirierte die Künstlerin zu einer Installation, in der sie die innen liegende, offene Treppe in einen Lichtraum verwandelt. Diese bildet den Schwerpunkt der Ausstellung: Projektionen, die sich über das Treppenhaus erstrecken und auf diese Weise die beiden Ebenen des Küsterhauses verbinden und in einen fragmentarischen Lichtraum verwandeln. Großformatige Fotografien und Videoinstallationen treten in Bezug zum realen Raum. Die obere Etage zeigt Werke, die die Stimmung des Films Blade Runner (1982) aufgreifen. Wer den Film gesehen hat, erkennt die schwirrenden Lichter über der Großstadt. Genau wie die Handlung des Kultfilms, findet auch Astrid Buschs Ausstellung im Alten Küsterhaus im November 2019 statt.
Astrid Busch ist Meisterschülerin von Katharina Grosse, die mit starker Form- und Farbsprache Räume radikal und in ihrer Gesamtheit verändert. Astrid Buschs Kunst ist stiller, zurückgenommener, sanfter, behutsamer, respektvoller, stets im Kontakt mit dem Raum selbst, ohne dabei minder effektvoll zu sein. Wo das Licht ihrer Projektionen hinfällt, entsteht etwas Neues im Einklang mit dem, was bereits da ist. Die Eigenschaften eines Ortes werden hervorgehoben, in neuem Licht gezeigt und damit selbst zum Kunstwerk.
Schon früh begann Astrid Busch mit analogen und später mit digitalen Fotografien zu arbeiten. Zur Schaffung von erzählerischen Situationen war der Bereich der inszenierten Fotografie essenziell und adäquates Ausdrucksmittel. „Meine Arbeiten wurden zunehmend installativer, nahmen Bezug auf den Ausstellungsort und bilden seitdem raumübergreifende Referenzsysteme“, sagt die Künstlerin selbst über ihre Arbeiten. Inspiration für ihre Kunst sind immer die Orte, mit denen sie sich auf zahlreichen Reisen und Stipendien weltweit auseinandersetzt. Was sie interessiert, sind die Historie und Charakteristika einer Stadt, eines Gebäudes, eines Raums. Was sie festhält, sind die materiellen, historischen, physischen und individuellen Eigenschaften des Subjekts. Aufgenommen werden all diese Informationen in zahlreichen Fotos, die die Künstlerin dann sorgsam zu einer Art Collage verwebt. Die dadurch entstehenden Arbeiten erinnern an Träume, sind bruchstückhaft, fragmentiert,
nicht ganz eindeutig und doch unverwechselbar. Wie bei einer Erinnerung ist das Hauptmerkmal ihrer Arbeiten, dass man sie immer wieder betrachten und analysieren kann und stets etwas Neues entdeckt. Was auf den ersten Blick abstrakt und spannend in Struktur und Farbe zu sein scheint, enthüllt sich dem aufmerksamen Betrachter als ein vielschichtiges, aus unterschiedlichen Steinchen zusammengesetztes Mosaik, die in ihrer Summe das Wesen des Dargestellten zu beschreiben wissen und so die Atmosphäre des Ortes transportieren. Wie Erinnerungen sind ihre Arbeiten Gewebe aus Versatzstücken, die man zwar nicht konkret greifen, mit dem Geist aber doch erfassen kann. Fotografien sind manipulierbar. Durch Fotos kann auch unsere Erinnerung getäuscht werden. Wir alle kennen es, dass wir
uns an Dinge nur erinnern, weil wir das Foto zu dem Ereignis kennen und die Geschichten, die wir dazu gehört haben. Aber haben wir es wirklich so erlebt? Im Film Blade Runner wird Replikanten suggeriert, sie seien Menschen, indem man ihnen eine angebliche Vergangenheit anhand von implantierten Fotos vortäuscht.
Astrid Buschs sorgsam komponierten Bilder bringt sie durch Projektionen in Bewegung und in immer andere Konstellationen, vergleichbar mit flüchtigen Erinnerungen. Die Vergangenheit erscheint neblig, fragmentiert, teilweise unscharf, nachbearbeitet von unserem eigenen Narrativ. Die Zukunft ist ungewiss, ganz gleich wie sorgsam man sie plant. Nur das Hier und Jetzt ist konkret und bestimmt, was uns für die Zukunft antreibt; ein Moment im Fluss und in Bewegung, wie in den Arbeiten von Astrid Busch.
Häufig stehen in ihren Werken bestimmte Gebäude oder Orte und deren Geschichte oder Architektur im Zusammenhang mit narrativen Referenzen aus Film oder Literatur. So entstand auch der Ausstellungstitel Sexton Blake aus Eindrücken, Empfindungen und Recherchen, um die Atmosphäre bereits im Titel zum Ausdruck zu bringen und einen neuen Assoziationsraum zu schaffen.